Eisbrecher – Was ist hier los?
Als mittlerweile feste Größe in der Neuen Deutschen Härte beziehungsweise deutschsprachigen Musik (Frontmann Alexander Wesselsky beschreibt den Stil als „deutschsprachige Rockmusik mit Elektro-Elementen“) sind selbstverständlich auch Eisbrecher in der Nerdimalismus-Playlist enthalten. In diesem Fall mit dem Song „Was ist hier los?“, der ersten Singleauskopplung aus dem 2017 erschienenen Album „STURMFAHRT“.
Zur Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Band:
Resultierend aus künstlerischen Differenzen spalteten sich Sänger Alexx und Gitarrist Noel Pix 2003 von ihrer vorherigen Band Megaherz ab und gründeten Eisbrecher. Neben diversen Mannschaftswechseln sowohl an Gitarre, Keyboard, Bass und Drums sind die Gründungsväter konstant am Ruder und können auch nach mittlerweile 17 Jahren immer noch Kurs halten.
Acht Alben sowie diverse Singles säumen mittlerweile die Fahrbahn des Eisbrechers, wobei das neunte („LIEBE.MACHT.MONSTER“) zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels bereits angekündigt wurde und die Veröffentlichung kurz bevor steht (12. März 2021). Erste Signale wurden mit der aktuellen Singleauskopplung „FAKK“ hierfür bereits gesendet.
Der heutige Bekanntheitsgrad lässt dabei nicht vermuten das es sieben Jahre und insgesamt vier Alben (das Debütalbum „EISBRECHER“ (2004), „ANTIKÖRPER“ (2006), „SÜNDE“ (2008) sowie das 2010 erschienene „EISZEIT“ benötigte, bis Eisbrecher bei einem großen Plattenlabel unter Vertrag genommen wurden. Ob man dies nun als späte Rache der Musikindustrie auf die PR-Aktion rund um das Debüt (dem Album lagen CD-Rohlinge zum kopieren bei, um gegen die Kriminalisierung der Verbraucher zu protestieren) deuten mag, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Bevor wir uns nun dem Song widmen noch ein kleiner Kreisschluss… Die Tour zum Album „SCHOCK“ wurde von Maerzfeld als Vorband supportet. Tja so klein ist auch die Musikwelt.
Songanalyse
Song: Was ist hier los?
Band/ Sänger*in: Eisbrecher
Album: Sturmfahrt
Veröffentlichung: 25. August 2017
Mitglieder: Alexander Wesselsky (Vocals), Noel Pix (Leadgitarre, Keyboard), Achim Färber (Drums), Jürgen Plangger (Gitarre), Rupert Keplinger (Bass, Gitarre)
Songtext – Was ist hier los?
Wir bauen auf
Und reißen ein
Wir fangen an
Und lassen’s sein
Wir wollen viel
Wir können nichts
Erst kommt die Wahrheit
Dann kommt die Pflicht, oh
Erst geht nichts los
Dann fängt nichts an
Und wenn nicht heut
Dann irgendwann
Mal geht nichts rein
Dann kommt nichts raus
Nur heiße Luft
In diesem ehrenwerten Haus
Was ist hier los?
Was?
Was ist passiert?
Was?
Wie kann es sein, dass das hier keinen interessiert?
Was ist hier los?
Was?
Was ist passiert?
Was?
Soll das so sein, dass hier rein gar nichts funktioniert?
Was ist hier los?
Was ist hier los?
Was ist passiert?
Der Magen denkt
Das Herz pariert
Was ist hier los?
Ist das normal?
Erst kommt das Fressen
Und dann kommt die Moral
Was ist hier los?
Was?
Was ist passiert?
Was?
Wie kann es sein, dass das hier keinen interessiert?
Was ist hier los?
Was?
Was ist passiert?
Was?
Soll das so sein, dass hier rein gar nichts funktioniert?
Wer nichts gewinnt und doch verliert
Hat viel gelernt und nichts kapiert
Es fängt nie an, es endet nie
Was ist hier los?
Was ist hier los?
Was?
Was ist passiert?
Was?
Wie kann es sein, dass das hier keinen interessiert?
Was ist hier los?
Was?
Was ist passiert?
Was?
Soll das so sein, dass hier rein gar nichts funktioniert?
Was ist hier los?
Songbedeutung – Was ist hier los?
Eisbrechers „WAS IST HIER LOS?“ aus dem Album „STURMFAHRT“ ist ein Appell an die menschliche Ignoranz und Dummheit die wir uns, unserer Umwelt und unseren Mitmenschen gegenüber entgegen bringen.
Hierzu sei auch das unterstützende Musikvideo empfohlen welches dem Text noch einmal zusätzliche Schlagkraft und Härte verleiht.
Eine simple Verstrophung ist in dem Text nicht auszumachen, sondern alles fließt ineinander über und die Themen ziehen sich, unterbrochen vom eindeutigen Refrain, teils durch mehrere Absätze. Das als Sinnbild dafür zu sehen das alles miteinander zusammenhängt und eins das andere ergibt dafür braucht es sicher keinen Deutschprofessor.
Doch befassen wir uns nun mit dem gesprochenen Wort und nehmen uns die Themen einmal, soweit möglich, einzeln vor. Zu Beginn erleben wir den Status in dem sich die Menschheit heute befindet, vieles wird begonnen, nichts zu Ende gebracht (gedacht) und erreichtes reißen wir wieder ein. Der Mensch als destruktives Wesen.
Die zweite Strophe schließt thematisch direkt an (hier gut zu sehen das eine eindeutige Strophenzuweisung schwerfällt, da die ersten Absätze thematisch eine Einheit bilden und nicht durch einen Refrain getrennt sind). Von den unfertigen beziehungsweise wieder eingerissenen Anstrengungen kommen wir zum Hätte-Könnte-Sollte-Müsste, oder nach Eisbrecher-Art der Schockstarre und Ignoranz in der heutigen Denkweise mit der die Menschheit auf die aktuellen Probleme reagiert (Sppoiler: sie tut es nicht…). Es folgt der erste wirklich klar zuortbare Refrain der als Anklageschrift dem Zuhörer entgegen geschleudert wird.
Warum passiert nichts? Warum ist es euch egal? Die Zeichen sind doch da!
Eine Erklärung für die Tatenlosigkeit liefert zynisch der folgende Abschnitt wenn es heißt: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Erst wenn wir also alle wirklich „satt“ sind befassen wir uns mit unserer Umwelt/Mitmenschen etc. Das dieses „Satt-Sein“ nie erreicht werden wird wenn wir nicht restriktiv umdenken und beginnen maßvoll zu konsumieren versteht sich hier wohl von selbst.
Zwischen den finalen Refrains schieben Eisbrecher dann noch ihr eigenes ernüchternd ausfallendes Fazit ein:
Es fängt nie an
Es endet nie
Haben wir noch eine Chance das Ruder rum zu reißen? Oder steuern wir mit unserem Schiff auf den Abgrund zu? Ich denke wir haben es alle selbst in der Hand und es ist nie zu spät etwas zu verändern. Machen wir gemeinsam kleine Schritte ist die Summe ein gewaltiger Schritt für die Menschheit!
Für alle Fans und solche die es werden wollen, hier wiederum einige Links um das Eis zu brechen:
Fotocredit „Bandmotiv 2 Quer“ Holger Fichtner
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