Die Toten Hosen – Hier kommt Alex
Nachdem wir uns im ersten Teil der Entstehungsgeschichte des Songs sowie seines Ursprungsmaterials angenommen haben widmen wir uns heute dem Song endlich selbst. Was sagt der Text über den Zeitgeist seiner Entstehung aus und wie aktuell ist er heute (noch)? All das und mehr nach der Werbepause. Quatsch, Werbung mach ich höchstens hin und wieder für meinen eigenen Shop. Weiter nach den Fakten:
Songanalyse
Song: Hier kommt Alex
Band/ Sänger*in: Die Toten Hosen
Album: Ein kleines bisschen Horrorshow
Veröffentlichung: November 1988
Mitglieder: Campino (Vocals), Andreas von Holst (E-Gitarre), Michael Breitkopf (E-Gitarre), Wofgang Rohde (Drums, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung), Andreas Meurer (Bass)
Songtext – Hier kommt Alex
In einer Welt, in der man nur noch lebt,
damit man täglich roboten geht,
ist die größte Aufregung, die es noch gibt,
das allabendliche Fernsehbild.
Jeder Mensch lebt wie ein Uhrwerk,
wie ein Computer programmiert.
Es gibt keinen, der sich dagegen wehrt,
nur ein paar Jugendliche sind frustriert.
Wenn am Himmel die Sonne untergeht,
beginnt für die Droogs der Tag.
In kleinen Banden sammeln sie sich,
gehn gemeinsam auf die Jagd.
Hey, hier kommt Alex!
Vorhang auf – für seine Horrorschau.
Hey, hier kommt Alex!
Vorhang auf – für ein kleines bisschen Horrorschau.
Auf dem Kreuzzug gegen die Ordnung
und die scheinbar heile Welt
zelebrieren sie die Zerstörung,
Gewalt und Brutalität.
Erst wenn sie ihre Opfer leiden sehn,
spüren sie Befriedigung.
Es gibt nichts mehr, was sie jetzt aufhält
in ihrer gnadenlosen Wut.
Hey, hier kommt Alex!
Vorhang auf – für seine Horrorschau.
Hey, hier kommt Alex!
Vorhang auf – für ein kleines bisschen Horrorschau.
Zwanzig gegen einen
bis das Blut zum Vorschein kommt.
Ob mit Stöcken oder Steinen,
irgendwann platzt jeder Kopf.
Das nächste Opfer ist schon dran,
wenn ihr den lieben Gott noch fragt:
„Warum hast Du nichts getan,
nichts getan?“
Hey, hier kommt Alex!
Vorhang auf – für seine Horrorschau.
Hey, hier kommt Alex!
Vorhang auf – für ein kleines bisschen Horrorschau.
Songbedeutung – Hier kommt Alex
Beginnen wir mit der nüchternen Textbetrachtung ohne Deutungen so ist klar das es sich um den Eröffnungssong des im letzten Teil der Besprechung schon angesprochenen Bühnenstückes rund um „Uhrwerk Orange“ handelt. Hier wird nicht die komplette Story des Films oder Buches behandelt sondern lediglich der Status Quo und somit Ausgangspunkt der Geschichte rund um Alex und seine Droogs beschrieben. Und doch sind auch hier schon Wertungen und Kritiken eingearbeitet die einer näheren Betrachtung würdig sind.
Gleich die erste Strophe beschreibt den Stand der Gesellschaft in einem hoffnungs- und freudlosen Bild das lediglich aus eintönigster Arbeit (wie ein Roboter) und stupider Berieselung besteht. Wann wurde der Song nochmal geschrieben? 1988? Nun, in meinen Augen könnte er genauso gut gestern entstanden sein. Man erweitere lediglich Fernsehbild um Social Media, Netz und ähnliches et Voilá eine ziemlich genaue Beschreibung des Heute. Doch zum aktuellen Kontext kommen wir später. Jetzt erstmal sprichwörtlich weiter im Text…
Die zweite Strophe fungiert anschließend sowohl als Erweiterung der ersten wie auch als Fazit. Während das gro der Masse programmiert und stupide seiner Beschäftigung nachgeht formt sich ein Widerstand (hier aus den Reihen der Jugend).
Der Rest des Textes, unterbrochen vom dreimal wiederholten Refrain, beschreibt die Art des Widerstandes der Jugend gegen das System beziehungsweise den einzigen Katalysator gegen den aktuellen Zustand der Gesellschaft derer sie fähig sind – Gewalt. Gewalt gegen jeden der ihnen im Weg steht. Interessant und ansprechungswürdig ist hier das nicht explizit darauf eingegangen wird das es sich bei den Opfern um „Täter“ der Gesellschaft (also Fädenzieher des Systems) sondern um willkürlich gewählte Opfer handelt.
Bringen wir all das nun in das Gerüst des Heute und des Minimalismuskonzeptes ergeben sich wie schon angedeutet Parallelen die einem die Nackenhaare aufstellen können. Wie schon geschrieben ist die aktuelle Gesellschaft nicht mehr all zu weit von der beschriebenen entfernt (manch einer könnte sogar sagen wir sind schon einen Schritt weiter) und es fehlt wohl nicht mehr viel bis sich die Ohnmacht des einzelnen in Gewalt entlädt (auch hier – so bitter es ist – sind wir vielleicht schon soweit).
Doch was heißt das jetzt für uns? Ist der Minimalismus ein Ausweg aus der Dystopie? Ich denke schon.
Gerade die ersten Strophen beschreiben ja das Hamsterrad in dem sich so viele von uns gefangen fühlen und dem sie mit Hilfe von Minimalismus und auch Frugalismus hoffen zu entkommen. Wo Alex und seine Droogs die Gewalt als Ausweg sehen kann ich nur hoffen das unsere Gesellschaft einen anderen Weg einschlagen wird und am System arbeitet statt es nur zu kritisieren. Wir haben es in der Hand Änderungen durch unser Verhalten herbeizuführen (sei es durch bewussteren Konsum, Verweigerung gegen Konzerne die offensichtlich der (Um)Welt schaden et cetera). Denn Gewalt führt zu Gegengewalt des systems das versuchen wird sich des Schädlings zu entledigen.
Fragen Sie mal Alex.
So das soll es für heute und „Hier kommt Alex“ von den Toten Hosen gewesen sein und ich schließe mit einem Glas frischer Links von der Milchbar:
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Spotify: Künstler – Die Toten Hosen
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